Ein seltener Hammerflügel

Hammerflügel

Es könnte sein, dass im Heimatmuseum Schnaittach der einzig erhaltene konventionelle Hammerflügel von Johann Kaspar Schlimbach zu finden ist. Doch was ist ein Hammerflügel und warum sollte der in Schnaittach etwas Besonderes sein?

 

Hammerklaviere oder -flügel sind die Vorgänger des modernen Klaviers. Die

Saiten werden mit Hämmerchen angeschlagen, beim Cembalo etwa werden diese mit Plektren gezupft. Die Schlimbachs waren eine bedeutende Orgel- und Klavierbauerfamilie, die in Königshofen in der Nähe von Würzburg tätig war. Johann Kaspar Schlimbach (1777-1861) war das erste Mitglied seiner Familie, der Instrumente baute und in Wien bei dem berühmten Klavierbauer Anton Walter lernte und arbeitete (Mozart hatte ein Hammerklavier von Walter). 1806 eröffnete Schlimbach in Königshofen seine eigene Werkstatt, die als äußerst produktive Manufaktur bis zum Ersten Weltkrieg aktiv war. Schlimbach ist jedoch in erster Linie bekannt für exotischere Tasteninstrumente wie aufrechte Flügel bzw. Pyramiden- und Giraffenflügel, manche davon mit eingebauter Äoline, einer Art frühen Harmoniums. Ein schlichtes Hammerklavier bzw. ein Hammerflügel ist in seinem Schaffen (noch) nicht dokumentiert.

 

Der Schnaittacher Flügel jedoch ist ein frühes Werk von Schlimbach, das um 1810 entstanden sein muss, und trägt noch die Handschrift seines Wiener Lehrers Anton Walter. Obgleich der Erhaltungszustand schlecht ist, lässt die Signatur im Messingoval keinen Zweifel an der Besonderheit des Stückes aufkommen. Bespielbar ist der Flügel allerdings nicht mehr, bis auf eine Taste bleiben alle stumm. Bereits als Stammler 1930 den Flügel bei dem Hafner Michael Kießling in Plech erwarb, könnte er nicht mehr bespielt werden: "Tastatur und Besaitung ruiniert, Kasten gut", hielt er fest. Das hohe Ansehen eines Schlimbachflügels war ihm offenbar vollends bewusst.

Wie die ursprünglich aus Creußen stammende Hafnerdynastie Kießling in Plech an diesen besonderen Hammerflügel kam, wird wohl nicht mehr herauszufinden sein. 

 

(c) Dr. Nicole Brandmüller-Pfeil

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